Samstag, 19.08.2023

Eggenburg eröffnete mir hingegen eine neue Welt und das Burnout wirkt heute wie der Durchgang von der einen in die andere Welt. Ella’s Welten. Jetzt ergibt der Name, den ich meinem Blog vor über einem halben Jahr instinktiv gegeben habe, noch mehr Sinn. Ich habe dort meine Reise zu mir selbst begonnen. Ich habe Impulse in diese Richtung aus meiner Vergangenheit wie Puzzlestücke hinzugefügt, denn die hat es immer wieder gegeben, seit ich ungefähr 20 Jahre alt bin. Es fühlte sich plötzlich an, als ob ich das große Ganze für mich selbst zusammensetzen würde. Vor allem aber fühlte es sich richtig an, in mir drin fühlte es sich richtig an.

Ich habe gut und tief geschlafen, allerdings hat es ewig gedauert, bis ich eingeschlafen war – es war weit nach Mitternacht. Egal, ich habe geschlafen. Gestern war eher ein suboptimaler Tag. Habe kaum was gemacht – zumindest fühlt es sich so an, weil ich zu keinem wirklichen Ergebnis gekommen bin. Gleich in der Früh hatte ich meine letzte Physiotherapieeinheit. Wieder zwei bis drei Termine pro Woche die wegfallen, worüber ich einerseits erleichtert bin, andererseits hat es ja auch wirklich was gebracht. Zumindest was die Rückenschmerzen betrifft. Seit Mai habe ich nur noch dumpfe Schmerzen im Kreuz und das auch nicht immer. Was aber vorgestern nach der Therapie wieder dazu gekommen ist, sind die Schmerzen im Ellbogen.

Auch das ist nicht neu. Zum ersten Mal habe ich letztes Jahr im Februar gehabt und zwar so stark, dass ich meinen Arm nicht mehr anheben konnte. Ich konnte nichts halten, bzw. irgendwas mit Kraftaufwand machen. Der Orthopäde, der mir Spritzen direkt in den Ellbogen verabreichte, meinte das sei ein „Golferarm“ also das Pendant zum Tennisarm. Zeichen einer starken Überbelastung. Vermutlich könnte man auch einfach Zerrung dazu sagen. Letztes Jahr im Frühling habe ich die vier Hochbeete bei M. komplett ausgeräumt und mit einem frischen Erdmix ausgestattet. Da war wahnsinnig viel Material zu schaufeln. Und weil ich diese Art der Beanspruchung nicht gewohnt war, bzw. mein Ellbogen, kam es zu der Zerrung.

Es dauerte ewig lange und erforderte viele weitere Spritzen, bis ich das nicht mehr spürte. Und vorgestern, nach dem Physiotraining wo ich auch rudern musste, fing der Ellbogen wieder an weh zu tun. Es ist wie verhext – hört das eine Leiden auf, steht sofort das nächste in den Startlöchern. Ich glaube wenn es nach meinem Körper ginge, dann sollte ich wohl einfach mal eine Zeit lang gar nichts machen. Liegen, oder gehen – aus. Diese Gelegenheit bekomme ich ja dann übernächste Woche. Da geht es mit der gesamten Familie nach Grado. Meine Mum und Burkhard, meine Sis mit den beiden Mädchen, mein Bruder, seine Frau V. und mein Neffe Leo. Alle zusammen unter einem Dach am Meer.

Die anderen machen das ja schon einige Jahre, während ich heuer quasi zum ersten Mal dazustoße. Vor acht Jahren (ich habe gerade nachgesehen) waren wir alle zusammen in Kroatien, danach war es mit der trauten Familienatmosphäre vorbei, zumindest für mich. Ich hatte damals gerade meine „cleane“ Zeit – über ein Jahr keine FA&K und es ging mir gut. Im Job hatte ich gewechselt, weg von den Kund_Innen, denen ich in dem starren System nicht wirklich helfen konnte zu Zahlen und Statistiken im Controlling. Ich war extrem gut in diesem Job – der Vorteil wenn man Perfektionistin ist, sowohl das Detail als auch das große Ganze gleichermaßen im Blick haben kann und Zusammenhänge erkennt. Dieser Job brachte mir letztlich auch die Beförderung 2020 ein. Ja, ich war wirklich sehr gut in meinem Job, aber auch totunglücklich.

Die Entscheidung die ich dieses Jahr zu treffen hatte war in einem Job mit Sicherheiten zu bleiben, aber komplett fehl am Platz und wie gesagt unglücklich, oder in eine Richtung zu wechseln, von der ich glaube und spüre, dass sie die richtige für mich ist. Ohne dabei zu wissen was genau es ist. Auch jetzt noch wird mir übel bei dem Gedanken, noch einmal zurückzukehren. Vermutlich hätte ich diese Möglichkeit, denn mein Verhältnis zu den Schlüsselpersonen war immer ausgesprochen gut. In Zeiten wie diesen, wo das Geld knapp ist und ich gerade kein Licht am Ende des Tunnels sehe, neige ich dazu nicht nur übereilte Entscheidungen zu treffen, sondern meist jene mit dem geringsten Widerstand.

In Wahrheit ist der Weg des geringsten Widerstands aber niemals der leichtere. Langfristig wird es verdammt hart werden. Ein Beispiel. Ich habe beschlossen aufgrund der Sicherheiten und des Geldes, das mir mein letzter Job bot, dort zu bleiben und es einfach hinzunehmen, dass es mir dabei nicht gut ging. Dass ich darunter litt. Ich sagte mir stets selbst „Das geht irgendwann vorbei“, „Du hast noch viele Möglichkeiten innerhalb des Unternehmens zu wechseln“. „Du hast ein gutes Gehalt, bekommst zwei Monatslöhne als Sonderzahlung im Jahr und eine Prämie. Zudem andere Vergünstigungen“.

Ich stellte den monetären Aspekt vor alle anderen. Und das war auch wichtig, denn sonst wäre ich früher oder später in der Privatinsolvenz gelandet. Eine Essstörung, das ständige Saufen und andere kleine Freuden, die man sich gönnt, damit es vorübergehend erträglich wird, müssen finanziert werden. Aber es ist doch so, je mehr ich verdient habe, desto mehr Geld floss in die Erleichterung, also blieb mir am Ende immer gleich viel übrig – nämlich nichts. War das also wirklich der einfachere Weg? Schon witzig, ich schrieb vorhin wie gut ich darin war Details auszuarbeiten und dabei das große Ganze im Blick zu behalten. Diese Fähigkeit habe ich damals aber nicht auf mein Leben angewandt. Es kam mir gar nicht in den Sinn.

Mit dem Burnout, also nach 10 Jahren im Unternehmen, 10 Jahre in denen ich mir eingeredet habe, es sei besser durchzuhalten und zu bleiben, musste ich mir eingestehen, dass meine Entscheidung, den leichteren Weg zu wählen falsch gewesen war. Nichts war leicht gewesen in diesen 10 Jahren, im Grunde war es ein einziger täglicher Kampf mit mir selbst. Mein Körper hat letztendlich die Reissleine gezogen, er verfrachtete mich zunächst für gut zwei Monate auf die Couch – unfähig irgendwas zu tun. Ich kann mich an diese Zeit kaum noch erinnern – sie ist wie ein dunkler, gewundener Schlauch. Kein Licht am Ende des Tunnels. War mir aber auch nicht wichtig. Nichts war mir wichtig, am allerwenigsten ich selbst.

Ich bin so froh, dass ich damals bereits über ein Jahr trocken war, ich habe eine düstere Ahnung wo das geendet hätte. Aber in dieser Zeit muss etwas sehr Wesentliches passiert sein, mit mir, in mir, in meiner Betrachtungsweise, so eine vorhanden war. Als ich im November dann glücklicherweise in die Klinik nach Eggenburg kam, spürte ich, wie meine Lebensgeister zurückkehrten. Ich blühte förmlich auf und es ging mir zum ersten Mal seit Jahren richtig gut. Ich war glücklich glaube ich. Ich merkte aber auch – und tue das noch heute – dass mich mein altes Ich ständig versucht zurückzuziehen in alte Welten wenn man so will. Denn so betrachte ich das heute. Als eine Welt in der ich bis 2021 lebte. Ein geschlossenes System von Glaubensmustern, negativen Gedanken und einem ausgeprägten anerzogenen Bedürfnis nach Sicherheit und Wohlgefallen gegenüber anderen.

Eggenburg eröffnete mir hingegen eine neue Welt und das Burnout wirkt heute wie der Durchgang von der einen in die andere Welt. Ella’s Welten. Jetzt ergibt der Name, den ich meinem Blog vor über einem halben Jahr instinktiv gegeben habe, noch mehr Sinn. Ich habe dort meine Reise zu mir selbst begonnen. Ich habe Impulse in diese Richtung aus meiner Vergangenheit wie Puzzlestücke hinzugefügt, denn die hat es immer wieder gegeben, seit ich ungefähr 20 Jahre alt bin. Es fühlte sich plötzlich an, als ob ich das große Ganze für mich selbst zusammensetzen würde. Vor allem aber fühlte es sich richtig an, in mir drin fühlte es sich richtig an.

Keine Ahnung was mein großes Ganzes letztendlich für ein Motiv haben wird, das ist auch nicht wichtig glaube ich, solange ich eine Ahnung davon habe. Solange ich eine Vorstellung davon habe, wie ich es haben möchte und das Vertrauen in mich selbst, die dafür notwendigen Schritte zu gehen. Ist das der Weg des geringsten Widerstands? Bestimmt nicht. Ich habe immer noch beschissene Tage, beschissene Zeiten, alte Glaubensmuster die mich auf Trab halten und negative Überzeugungen über mich selbst. Dennoch fühlt es sich richtig an und ich wäre eine Idiotin, wenn ich nicht versuchen würde, aus dieser meiner Welt eine wunderschöne zu gestalten und dabei jede Hürde zu nehmen, die sich mir in den Weg stellt.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Schreib mir gerne!

  • Es steht Dir frei, Was du mir mitteilst wer Du bist. Geburtsname, Synonym, Akronym, Anonym Nik-Name, etc… – Deine Entscheidung
  • Lass mir gerne Deine E-Mail-Adresse da, damit ich Dich bei Bedarf erreichen kann
  • BITTE bleibe mit Deiner Nachricht respektvoll und freundlich, Du kannst dasselbe von meiner Antwort erwarten – Vielen, lieben Dank!
Cookie Consent mit Real Cookie Banner