Samstag, 20.05.2023

Dieses Gefühl, als ich sie endlich umarmen konnte, ihre Stimme hörte, ihr Lachen – unbeschreiblich. Und wir können viel miteinander lachen, meistens über die ganze Scheiße, die in unseren Leben so passiert. Sie ist mir drei Jahrzehnte voraus, aber unsere Geschichten ähneln einander sehr. Wir maßen uns nicht an, einander Ratschläge zu geben, aber wir reden über die Dinge wie sie eben sind, wie wir sie erleben und das verbindet. Kein Entschuldigen, kein Rechtfertigen, kein Erklären – Tacheles. Punkt. Und wenn nicht gefällt, was der andere sagt, na dann ist das eben so – irgendwann kommt immer der Zeitpunkt des Verstehens.

Mein Tag heute hat mit Geschenke auspacken begonnen – wortwörtlich! Es waren etwa 10 Schachteln – Umverpackungen diverser Hersteller und Marken. Jede einzelne Schachtel war sorgfältig mit neongrüngelben Klebeband oder Tixo zugeklebt und jede einzelne Schachtel hatte ihr ganz eigenes Gewirr aus bunten Stoffbändern mit Schleifen um sich geschlungen. In den einzelnen Schachteln war der Inhalt zusätzlich in Verpackungsfolie eingewickelt – die mit den Luftkammern die man zusammendrücken kann bis es kracht! Und ganz heikle Ware lag zudem noch in einem Papierschnitzelbett. Ich habe jetzt sicher über eine halbe Stunde gebraucht alles zu öffnen und mit jedem Paket wurde mein Grinsen breiter.

Meine T. E. hat mir diese Pakete gebracht – ja richtig, gebracht! Mal eben sechs Stunden von Frankfurt nach Wien mit dem Zug um mir die Geschenke zu bringen. Es sind wohlgemerkt keine Geburtstagsgeschenke, der ist ja erst nächste Woche und man gratuliert nicht im Voraus. Nein, das sind Geschenke für jetzt, einfach so und deshalb auch nicht „schön“ eingepackt mit Geschenkspapier und Gedöns. Wobei ich mir vorstellen kann, dass sie für das Einpacken dieser Kunstwerke weit länger gebraucht hat, als wenn sie einfach nur Papier genommen hätte.

Sie hat sich bereits vor zwei Tagen angekündigt, mit den Worten – „Hast Du am Freitag um 14:00 Uhr Zeit für einen Kaffee?“ Sie wollte nicht ganz unangekündigt erscheinen, sie wisse ja wie unangenehm das für mich sein kann. Aber selbst wenn ich nicht da gewesen wäre, oder nicht zum Treffpunkt gekommen wäre, hätte sie die Pakete einfach bei einer Polizeistation abgegeben, wo ich sie dann hätte holen können. Vor fünf Jahren haben wir uns das letzte Mal persönlich gesehen. Damals bin ich zu ihr nach Frankfurt gefahren, war total im Stress, weil die Abschlussprüfung für die Rettungssanitäter_Innenausbildung kurz bevor stand und ich war die meiste Zeit damit beschäftigt zu lernen.

Um sie zu treffen, hätte ich mir zur Not ein Taxi genommen, um nicht unter Menschen zu sein, aber ich verspürte eine solche Vorfreude, dass mir die vielen Menschen schlicht egal waren. Nach etlichen Tagen Regen und Tristesse kamen gestern die ersten Sonnenstrahlen durch. Zudem war es ein Feiertag und die Menschen waren draussen – überall, in Massen. Ich fand, dass es der perfekte Tag für Konfrontationstherapie war und so fuhr ich mit der Straßenbahn bis zur Universität und von dort ging ich zu Fuß bis zum Karlsplatz, wo T. E. warten würde. Zugegeben eine etwas heftige Konfrontation, aber mit ruhiger Klaviermusik im Ohr, einen Kaffee vom Mc’i in der Hand und meinen Atemübungen ging es erstaunlich gut. Den Weg durch die Innenstadt, über den Stephansplatz die Kärntner Straße entlang hätte ich mir nicht unbedingt zumuten müssen, aber so ist das eben bei mir – Grenzen überschreiten bis es nicht mehr geht.

Dieses Gefühl, als ich sie endlich umarmen konnte, ihre Stimme hörte, ihr Lachen – unbeschreiblich. Und wir können viel miteinander lachen, meistens über die ganze Scheiße, die in unseren Leben so passiert. Sie ist mir drei Jahrzehnte voraus, aber unsere Geschichten ähneln einander sehr. Wir maßen uns nicht an, einander Ratschläge zu geben, aber wir reden über die Dinge wie sie eben sind, wie wir sie erleben und das verbindet. Kein Entschuldigen, kein Rechtfertigen, kein Erklären – Tacheles. Punkt. Und wenn nicht gefällt, was der andere sagt, na dann ist das eben so – irgendwann kommt immer der Zeitpunkt des Verstehens.

Wir hatten tatsächlich nur drei Stunden Zeit, dann ging ihr Zug zurück nach Deutschland. Die Minuten verflogen nur so, aber jede einzelne hab ich genießen dürfen. Am Hauptbahnhof hat sie dann ihren Koffer geöffnet und mir Paket um Paket gegeben. Vollbepackt mit einer riesigen Tasche hab ich mich dann auch wieder auf den Weg nach Hause gemacht. Es hat etwa eine Stunde gedauert bis ich daheim war, ich wollte nicht in die vollen U-Bahnen steigen und habe mich stattdessen für Bus und Bim entschieden. Auf der Fahrt nach Hause merkte ich dann sehr schnell, dass ich mich übernommen hatte an diesem Tag. Mir war ziemlich übel, schwindelig und ich spürte die Kraft aus meinen Beinen schwinden. Aber ich bereue keine Sekunde, im Gegenteil! Nichts und niemand hätte mich davon abhalten können meine T. E. zu treffen.

Natürlich hatte ich auf meine Mahlzeitenroutine vergessen, bzw. nicht darauf geachtet. Das hat schon mit dem Frühstück angefangen, dann keine Zwischenmahlzeit am Vormittag. Zu Mittag einen Kornspitz mit Käse im Park auf dem Weg zum Karlsplatz, keine Zwischenmahlzeit am Nachmittag, zu viel Kaffee und zu wenig Wasser den ganzen Tag hindurch. Den EA am Abend habe ich mir quasi selbst am Silbertablett serviert. Ich war so fertig, ich konnte nicht mal mehr die Pakete öffnen und bin ziemlich früh ins Bett.

Aber so hat mein Tag heute mit dem Öffnen der Pakete begonnen, draußen scheint tatsächlich die Sonne und jetzt gehe ich in die Küche und mache mir einen Porridge. Danach habe ich mir für heute endlich meine Finanzen vorgenommen. Ich habe ja sämtliche Rechnungen vom OBI, Mömax und IKEA aufbewahrt, die möchte ich heute mal durchgehen um zu sehen, wieviel ich tatsächlich in die Wohnung investiert habe in den letzten zwei Monaten. Laut meinem Kontostand viel zu viel. Meine Finanzen sind das Erste, das ich wieder organisieren möchte. Ich war ja schon wirklich gut darin, hatte einen sehr guten Fahrplan und viel Geld auf der Seite. Dann hab ich damit aufgehört und nur noch ausgegeben, unkontrolliert und vieles für Sachen, von denen ich mittlerweile nichts mehr habe, weil sie in Niederösterreich geblieben sind. Aber das ist ok. Ich habe das so gewollt und jetzt fange ich wieder von vorne an. Das ist mein Deal mit mir – Aufstehen, lernen, weitermachen und besser machen.

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